ANTIKÖRPER
Theaterperformance von und mit Inhaftierten der JVA Köln-Ossendorf
Im Rahmen von SOMMERBLUT 2018
REGIE: Elisabeth Pleß
PRODUKTIONSLEITUNG: Felix Dornseifer
DRAMATURGIE: Anna-Mareen Henke
MUSIKPRODUKTION: Pablo Giw
CHOREOGRAPHISCHE INTERVENTION: André Jolles
TECHNIK: Jan Widmer
FREIZEITKOORDINATION: Frank Prösdorf
URAUFFÜHRUNG: DI 15. Mai 2018 – 18:00 UHR
WEITERE: MI 16., DO 17. Mai – 18:00 UHR
ORT: JVA Köln (Rochusstraße 350; 50827 Köln)
“Die Schuld ist immer zweifellos”, heißt es in Kafkas’ Strafkolonie. Von der Egge, einer brutalen Maschine wird das Urteil auf die Rücken der Gefangenen geschrieben, für immer auf den Körper und in ihn hinein tätowiert. Ein ewiger Stempel bis zum Tod. Das Gefängnis scheint die Ohnmacht der Gesellschaft zu repräsentieren. Eingeschlossene Menschen werden vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, und die Inhaftierung stigmatisiert: die Lücke im Lebenslauf wird zum unwiderruflichen Brandmal. Einmal im Knast und für immer tätowiert. “Die echte Strafe beginnt danach”, so die Stimme eines Inhaftierten in Köln.
ANTIKÖRPER zeigt die Zeichnungen des Lebens innerhalb dieser Lücke in einer körperintensiven Theaterperformance. Hier kommen Inhaftierte der JVA, die Antikörper der Gesellschaft, mit ihrem Blick nach außen und innen zu Wort. Die eigenen und persönlichen Brandmale und Erinnerungen sind auf ihren Körpern tätowiert – für die Ewigkeit. Tattoos sind im Gefängnis allgegenwärtig. Sie sind Ausdruck vergangener Zeiten, von Momenten des hier und jetzt, und dazu da “der Seele im Körper ein schönes Zuhause zu geben.”
Gemeinsam mit der Regisseurin Elisabeth Pleß begeben sich Insassen der JVA Köln-Ossendorf auf die Suche nach Sehnsüchten, Erinnerungen, Zweifeln und Hoffnung.
Der Kartenvorverkauf endet am 06.05.2018 Ein Verkauf der Tickets an der Abendkasse ist nicht möglich. Der JVA werden aus Sicherheitsgründen die personenbezogenen Daten der Zuschauer vorab zur Verfügung gestellt. Einlass erfolgt nur mit einem gültigen Lichtbildausweis und gültigem Ticket. Mobiltelefone, sonstige Elektrogeräte, sicherheitsrelevante Gegenstände wie z.B. Messer und umfangreiches Handgepäck kann NICHT mit zur Vorführung genommen werden. Es erfolgen Einlasskontrollen.
PRESSESTIMMEN:
Die Kölnische Rundschau / Autorin: Brigitte Schmitz-Kunkel / 17.05.2016
„Die Konzentration, das Timing, das homogene Zusammenspiel der Truppe ist so stark wie ihre Botschaft [..] Nichts ist zu viel oder zu lang in diesem klug gebauten Stück, bei dem die Inhaftierten auch selbst den Soundtrack und die Kostüme produziert haben [..] Frauen und Männer, die unter der souveränen Regie von Elisabeth Pless im
Lauf von drei Monaten zu einem beindruckenden Ensemble wuchsen [..] Ein ungewöhnlicher, intensiver Theaterabend mit bitterer Note.“
Revierpassagen / Autor: Rolf Dennemann / 17.05.2018
„Die Innenansichten stammen von den 20 Häftlingen, Frauen und Männern, die sich hier erfolgreich der Theaterarbeit gestellt haben, inklusive eines Beamten, der zu Beginn Artikel 1 des Grundgesetzes zitiert: “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.” [..] Beauftragt mit der komplizierten Arbeit in einem „Knast“ wurde die Kölner Regisseurin Elisabeth Pleß. Man braucht Enthusiasmus und viel Einfühlungsvermögen für solch ein Unterfangen und das bewies sie mit ihrer Einrichtung von „Antikörper“, choreografisch unterstützt von Andre Jolles. [..] Hier wird nicht auf die Mitleids- oder Verständnistube gedrückt. Sie sind, wie sie sind – und das irritiert das Publikum. [..] Einmal ruft jemand: „Ich bin ein Star. Holt mich hier raus!“ Wunderbar. [..] Es ist ein vor allem gut choreografierter Abend, der 20 Menschen bewegt, um zu bewegen.“
choices / Autorin: Rebecca Ramlow / 20.05.2018
„Ein toller Höhepunkt des Sommerblut-Festivals ist „Antikörper“, ein mutiges, integratives Theaterstück mit und von Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf, bei dem man im wahrsten Sinne des Wortes als Besucher eine Grenze überschreitet [..] Es folgt eine in den Bann ziehende Performance, die sich um die Fragestellungen „Vergangenheit, Zukunft, Zeit, Schuld, Vorurteile und Stigma“ dreht [..] Überhaupt geht das von Regisseurin Elisabeth Pleß inszenierte körperbetonte Theaterstück dem Publikum sehr nah [..] Am Ende bleibt ein dumpfes Gefühl im Magen zurück, als die Gefangenen die Bühne der vermeintlichen Freiheit und kurzen Aufmerksamkeit wieder verlassen und zurück in ihre realen Zellen kehren. Das Publikum klatscht und klatscht in der verzweifelten Hoffnung, dass sie noch einmal zurückkehren. Doch dies ist vergeblich. Sie sind verschwunden.“